Abschied

Vor Kurzem rief mich mein Freund an, um mir mit zu teilen, wann heute die Seelenmesse stattfinden wird - und dass ein Kondolenzbuch eingerichtet wurde. Dann sass ich davor - und mir fehlten die Worte.

Nein, eigentlich kamen zu viele - also schrieb ich dort nicht viel, aber beschloss, mich auf meine Art von dir zu verabschieden - hier - in meinem Reich.


Wo fang ich an?

Beim Ende - bzw. bei dem Anruf meines/deines/unseres Freundes, als er mir mitteilte, dass du nicht mehr aufgewacht warst - nein, eigentlich beim Anruf einer anderen Freundin, die überrascht war, dass mich diese Nachricht doch sehr betroffen gemacht hatte.

Nein, wir waren nie wirklich dicke Freunde - aber unsere Wege kreutzten sich jetzt seit über 3 Jahrzehnten - immer wieder - manchmal intensiver - manchmal nur sporadisch. Und ich habe dir letztendlich viel zu verdanken.

Du warst der Auslöser, dass ich meine Scheu vor Obrigkeiten ablegte - damals - vor über 3 Jahrzehnten - weil ich dich als "ganz normalen Menschen" kennen lernen durfte - und erst danach langsam drauf kam, dass du eigentlich ein angesehener Geschäftsmann warst - und bist - und immer bleiben wirst.

Ich war bei deiner Hochzeit mit dabei - ganz hinten am Wifi-Parkplatz stehend - Hand in Hand mit der Schweighofer-Mama, die unbedingt hin wollte und niemand weg konnte ausm Gasthaus - also schnappte ich sie - und wir fuhren einfach "rüber".

Und ich werde heute mit dabei sein - bei der Seelenmesse, die deine Familie für dich arrangiert hat - wieder irgendwo ganz hinten stehend und unserer gemeinsamen Zeit gedenkend. Es ist schade, dass wir unseren gemeinsamen Kaffee nicht mehr trinken werden - nicht in diesem meinem Leben.

Aber ich hoffe, dass du jetzt endlich deinen Frieden findest, dass es sich letztendlich ausgezahlt hat, was du in diesem deinem Leben alles auf dich genommen hattest, um dort hin zu kommen, wo du jetzt bist - und das zu hinterlassen, was eine tolle Basis für die Deinen darstellt.

Was mir bleiben wird - sind die Erinnerungen - an eine schöne Zeit - damals - an viele "zu.fällige" Treffen in den letzten Jahren - an die immer spürbare Herzlichkeit - auch von deiner Seite. Und ich erinnere mich gerne zurück an "unsere" Zeit:

Die Nächte im Gasthaus zum alten Schlossteich im Schrattenbach - die Erinnerung, als mich die Schweighofer-Mama "zwang", meine erste Leber zu essen - von dem Reh, welches du damals geschossen hattest - ich sass an eurem Tisch - mit gefangen - mit gehangen.

Du kannst dir nicht vorstellen, welch grosse Überwindung es mich damals kostete - ich hasste Leber - in jeglicher Form - und auf einmal stand ein winziges Tellerchen vor mir - und sie meinte - du sitzt bei den Jägern - du wirst, dem Brauch entsprechend, davon mit essen.

Ich goss mir einige Wacholder runter - bevor ichs tat - und es war das Köstlichste, was ich jemals gegessen hatte. auch hier hast du mich - indirekt - zum Umdenken gebracht. Und auch, als ihr mir beibringen wolltet, wie man "Waidmannsheil" trinkt ;-)

Ich werde nie vergessen, wie euer Karli nach der ersten Runde meinte, "die lernt das nie" - und das verdatterte Gesicht, als ich in den frühen Morgenstunden dann endlich "richtig" trank und meinte "Mir war mein Fehler natürlich sofort bewusst, als ich die Blicke wahr nahm - aber wenn ihr so "nett" ward, mirs beibringen zu wollen, ohne mir meine gerechte Strafe auf zu brummen - dann musste ich das doch ausnutzen ;-)"

Meine EntScheidung, mal mit "deinem" Karli aufn Hochstand mit zu kommen um das Wild zu beobachten gab mir nen anderen Einblick in das, was Jäger auch noch sind - ließ mich eure Liebe zur Natur mit spüren - und auch hier die Berührungsängste ablegen.

Auf der einen Seite haben wir früher einige Nächte durchzecht - auf der anderen trafen wir uns in den letzten Jahren eigentlich immer "dienstlich" - und ich hatte mich schon gefreut, mich beim nächsten Neujahrsempfang der Neunkirchner Wirtschaft wieder etwas mit dir unterhalten zu können.

Du warst das positive Pendant zu meinem Letzt-Ex - warst fast schon ein Studien- und Forschungsobjekt für die Arbeit mit meinem Analysetool, der Human Design Matrix, wo ich eben genau raus arbeiten konnte, warum du so ganz anders bist als eben besagter LetztEx - auch das war eine spannende und faszinierende Zeit.

Schade, dass wir nach unserem letzten Telefonat - wo sich wieder mal unsere Wege auf unheimliche Art "zu.fällig" gekreuzt hatten - ich als Trainerin einer neuen Firma, eingemietet in "deinem" Eigentum - nicht wirklich gleich mal wieder real getroffen haben - jetzt ist es zu spät.

Aber das Andenken an "unsere" Zeit - an die Stunden, die wir gemeinsam gemütlich wo sitzen und plaudern konnten - diese Erinnerung kann mir niemand nehmen. Es waren schöne Stunden - es waren interessante Gespräche - und ich bin überzeugt, wir werden uns irgendwann und irgendwie wieder treffen.

Ich hab dich lieb - nicht als Partner und/oder Mann - aber als Mensch, mit dem ich einige schöne Stunden verbringen durfte. Schön, dich gekannt zu haben - gehe hin in Frieden - und geniesse das, was du jetzt erleben darfst - wir sehen uns - oder was auch immer.

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