Klein sein

Hatte grad mal wieder en Aha-Erlebnis, welches ich gerne - mit allen, die es interessiert - teilen möchte.

Mir ist ja schon seit langem bewusst, dass es aus systemischer Sicht eine gewisse Ordnung gibt, die beachtenswert ist, wenn ich mir selbst das Leben nicht allzu schwer machen möchte.

Innerhalb dieser Ordnung gibt es eben gewisse Positionen, welche unterschiedliche Qualitäten haben. Wenn ich jetzt von mir als Person ausgehe, dann bin ich - wenn ich die "gute Ordnung" einhalte:

==> meinen Eltern gegenüber "die Kleine"
==> meinem Partner gegenüber gleich.wertig
==> meinem Kind gegenüber "die Große"

So weit - so gut - ist mir seit Jahren bewusst - und habe ich auch schon einiges an mir und meiner Einstellung gearbeitet, damit ich diese natürliche Ordnung wieder her stellen kann - doch wirklich "klick" hats grad erst in der Badewanne gemacht.

Ich hab da vor einiger Zeit ein Ritual "er.funden", mit dem ich es auch ohne echter Aufstellung geschafft hatte, mich meinen Eltern gegenüber klein zu fühlen - also eigentlich ist es einerseits ein Ritual und andererseits eine Metapher.

Zuerst zur Metapher - hinter meinem Haus stehen 2 große Fichten, welche ich symbolisch als Repräsentanten für meine Eltern "adoptiert" habe - d.h. wenn ich mal wieder in eine anmaßende Haltung komme - stelle ich mich vor diese beiden riesigen Bäume - und bin schwupps wieder - die Kleine.

Auf der anderen Seite geht es bei dieser Positionierung auch darum, von den Eltern "nehmen" zu können - die Liebe zu spüren, die von Anbeginn der Menschheit - durch alle bisher gewesenen Generationen fliesst - um im Endeffekt dann in mir - bzw. auch in jeder/m von uns - als Krone der Schöpfung zu Tage tritt.

Schön und gut - aber was, wenn diese Liebe im realen Leben nicht spürbar ist - wenn da eben "nix rüber kommt" - von einem oder beiden Elternteilen? Naja, hab ich auch schon gelernt, schaue ich auf deren Eltern - und anderen Ahnen - irgendwoher kommt immer die Liebe, die Mensch zum über.leben braucht.

Oder auch - mein Ritual - ich lege mich in eine wohlig warme Badewanne - mit viel Schaum - so richtig kuschelig - stelle mir den Elternteil, mit dem ich "arbeiten" will vor - bitte darum, dass er mich in den Arm nimmt und festhält - und genieße diese wohlige Wärme so lange, bis es mir wieder besser geht.

Ok - so weit so gut - in letzter Zeit hatte ich wieder mal einigen emotionalen Stress - und dabei schon bissale was erkannt und integriert, bzw. aufgelöst - aber irgendwas fehlte noch.

Und da heute das Stichwort "Klein sein" mich förmlich angesprungen war, dacht ich - mach mal wieder "mein Ritual" - und lass mich von meiner Mutter "halten" - während ich in der duftenden und wohlig warmen Badewanne liege.

Hatte ich gedacht - hats aber nicht gespielt - irgendwie schaffte ich es nicht, mir vor zu stellen, dass meine Mutter neben mir steht - statt dessen hatte ich das Gefühl, dass meine Brüder hinter mir stehen - und auf einmal floss ein derartiger Energiestrom durch meinen Körper, dass ich einige Minuten mal wieder nur geheult hab - diesmal nicht aus Verzweiflung, sondern einfach, weil es voll schön und grenz.genial war.

Mir ist schlagartig bewusst geworden, dass ich bisher wirklich nie eine gleich.wertige Partnerin sein hab können, weil ich eben doch noch diese Umarmungen von meinen Partner gebraucht habe - dachte ich.

Aber brauch ich nicht - das, was ich wirklich brauche - ist das Bewusstsein, von meinen Brüdern "die kleine Schwester" zu sein - war ich immer - und werd ich auch immer bleiben. Ich brauch auch ihnen gegenüber nichts beweisen - oder eben "gross sein wollen" - sie lieben mich auch - oder grad deshalb - weil ich eben "die Kleine" bin.

Ich hab mich auch erinnert, wie es damals war, als ich in der Ausbildung das erste Mal auch wirklich meine Brüder in der Auf.Stellung berücksichtigt hatte - wir haben einfach die Familie nach.gestellt - die Eltern in Form von realen Personen - und die Geschwister mit Sesseln.

Damals wurde mir das erste Mal bewusst, dass ich kein Einzelkind bin - sondern immer die kleine Schwester sein darf - und ewig bleiben würde.

Hintergrundinfo - meine Brüder waren 7 und 11 Jahre älter als ich - und waren aus 1. Ehe meiner Mutter. Als ich 8 war zerstritt sich der ältere mit meinen Eltern und wir hatten eigentlich keinen Kontakt mehr zu ihm - und als ich 13 war starb der jüngere der beiden bei einem Autounfall - d.h. ab 13 wuchs ich sozusagen - in meinem unbewussten Bild meiner Familie - als Einzelkind auf.

Ich hatte danach lange gedacht, dass ich meinem Bruder hab nachfolgen wollen - und daher sein Leben gelebt hatte - ich war nie wirklich "weiblich" - trug immer Jeans und Jeanshemd - und hatte (und habe wahrscheinlich noch immer) sehr männliche Denkweisen und Denkstrukturen.

Doch zwischenzeitlich weiß ich auch, dass es da noch einen Sohn gibt - keine Ahnung, ob real oder als Wunschgebilde - Fakt ist - im System wollte dieser Sohn gesehen werden - bzw. hatte ich es mir auf meine Fahnen geheftet gehabt, mich mit ihm zu identifizieren - und sein Leben zu leben.

Das wurde mir vor 2 jahren bewusst, als dieser Mann auf einmal in einer "kleinen Intervention" auftauchte - und wir uns einfach mal ne halbe Stunde nur in den Armen lagen - und sich danach mein Leben grundlegend veränderte.

Ich war endlich als Frau verfügbar - in dem Wissen, dass dieser Bruder jetzt auch gesehen wird - von mir und von meinen Nachkommen - er hat einen Platz in meinem Herzen - und auch in meinem System.

Und seit heute habe ich meine 3 Brüder auch in meinen metaphorischen Wald eingebunden - es stehen 3 Fichten hinter denen, die schon immer meine Eltern repräsentierten - und es wächst auch noch eine kleine Fichte ganz in der Nähe des Hauses - und das bin jetzt ich - die Kleine - in bezug auf meine Brüder und meine Eltern.

Ich fühl mich mal wieder wie ausgewechselt - die Depression der letzten Tage ist schlagartig vorbei - ich fühle mich absolut frei und beschwingt - und ich "fühle" föärmlich, wie meine Brüder hinter mir stehen - und mich nicht nur beschützen und liebevoll auf mich schauen - sondern ich "fühle" auch, dass ich mir jetzt endlich wirklich dort die manchmal so dringend benötigte Liebe holen kann.

Jetzt bin ich wirklich frei, um einen Parnter als Frau zur Verfügung zu stehen - ich projiziere nicht mehr die Emotionen der kleinen Schwester - oder des Kindes - in ihn hinein - er darf seinen Platz an meiner Seite einnehmen - hinter mir stehen meine Brüder und meine Eltern - die Großen - und vor mir steht meine Tochter - die Kleine - die ihren ureigensten Weg gehen darf und soll.

amama pau - so sei es

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