Märtyrer

Hatte grad eben wieder mal (m)ein Aha-Erlebnis.

Ich hab ja so meine Probleme mit meiner Mutter, da ich mit vielen Dingen, die sie tut und sagt, einfach nicht klar komme. Jahrzehntelang hatte ich mich drüber gärgert - oder mich arüber aufgeregt - dann wars mir ne Zeit lang egal - und seit Kurzem überleg ich, was das Alles mit mir zu tun hat.

Letztens hatte ich ein Gespräch, indem auf einmal die Aussage kam "Sie muss immer die Märtyrerin sein" - und ich konnte dem nicht wirklich widersprechen - aber trotzdem hats noch nicht wirklich "booom" gemacht - das kam erst heut früh.

Weil eigentlich leb ich ja genau das gleiche Muster - seit über einem halben Jahrhundert - ich habe mich in meinen Partnerschaften immer zurück genommen - und wenn ich dann nicht mehr konnte - bin ich dann irgendwie ausgebrochen - und hab meist viel zurück gelassen.

In erster Ehe wars die Einrichtung, die wir uns mit dem Hochzeitsgeld meines Großvaters gekauft hatten - ich wollte nur weg - das, was ich für alles bekam reichte grad für ein altes Auto und dem Rechtsanwalt.

Dann lebte ich einige Jahre lang in etwa etwas, was ich als "mein Leben" bezeichnen würde - wirklich selbständig und selbstbewusst. bis ich auf die Idee kam, dass zu einem erfüllten Leben auch eine entsprechende Partnerschaft gehören könnte.

Und dann schloss sich wieder der Kreislauf - ich heiratete einen "angesehenen" Mann -stellt mich in die 2. Reihe - funktionierte - verzichtete auch fallweise auf Dinge, die mir spaß gemacht hätten - um des lieben Friedens willen.

Als ich beschloss, mir das nicht mehr zu gönnen, kippte diese ehe- es dauerte trotzdem noch einige Zeit, bis ich mich wirklich aufraffte, nochmals von vorne beginnen zu wollen -blöderweise gleich wieder in Beziehung zu einem anderen Mann.

Im Endeffekt kam ich dadurch aus diesem Kreislauf aber nicht raus - sondern steckte nur noch weiter drinnen in dieser emotionalen Abhängigkeit zu einem anderen menschen, die ich mir selbst ausgesucht - und vielleicht sogar erschaffen - hatte.

Voriges Jahr nun entdeckte ich mal das Thema - mich zurück nehmen und die 2. Geige spielen - aber ich wusste noch immer nicht, was das mit dem Märtyrertum meiner Mutter zu tun hat - bis es mir heut früh schlagartig bewusst wurde.

Ich hab vor ziemlich genau einem Jahr schon überlegt, diese letzte Ehe zu beenden - konnte mir zum damaligen Zeitpunkt aber nicht vorstellen, dass ich das Haus und meine Katzen verlassen möchte - dass die ehe keine mehr war, war klar - aber ich wusste nicht, wie es weiter gehen könnte.

Als dann der Druck zu groß wurde, kam auch gleich die Lösung in Form von der Idee, vielleicht das Haus - und auch die Katzen - behalten zu können. Und mein Ex meinte auch, wenn er aus dem Kredit raus kommt, dann geht er einfach.

Und dann kams - ich konnte es nicht einfach so annehmen, dass ich das Haus behalten kann und darf - unabhängig davon, dass ich eh den Kredit übernommen hab - und es weiterhin erhalte. Es war mir ein Bedürfnis, auch noch dafür zu sorgen, dass er bis zu seiner Pensionierung den gewohnten Lebensstandard möglichst aufrecht erhalten könnte.

Heut früh hockte ich jetzt im Wald - voller Verzweiflung, weil ich mal wieder nicht weiß, wie ich das nächste Monatsende schaffe - und da fiel es mir jetzt endlich wie Schuppen von den Augen - und wozu hab ich mir das angetan?

Wozu hab ich ihm alles Geld, was noch irgendwo da war - einfach in den .... geschoben? Na klar - nur deswegen - um das Märtyrertum meiner Mutter weiter leben zu können. Weil jetzt bin ich endlich auch mal die Arme, die nicht nur verlassen wurde, sondern die sich auch noch um alles kümmern muss.

Bullshit - spielts nimma - danke Mama - du darfst dir dein Märtyrertum behalten - und damit tun, was du willst - ich gebe es mir nicht mehr.

Ich lebe endlich wieder mein Leben - genieße jeden Moment meines Da.Seins in vollen Zügen - und irgendwie wird es schon weiter gehen. Nie wieder werde ich die Befindlichkeit eines anderen Menschen über meine eigene stellen. Und ich brauche auch nicht "arm" zu sein, um gesehen und geachtet zu werden.

Ich bin ich - und ich werde es auch für den Rest meines Lebens bleiben - so sei es.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gottes Mühlen mahlen langsam

Gehirnwäsche

Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu

Alkohol löst Zungen