Kurz-Sichtig

Menno welch Erkenntnis am frühen Morgen. Mir war ja schon seit geraumer Zeit bewusst, dass meine (leichte, aber immerhin vorhandene) Kurzsichtigkeit was mit mir selbst zu tun hat - dass ich mich eben in irgend welchen Bereichen äußerst kurzsichtig verhalte.

Und jetzt bein aufwachen ist mir eben auch bewusst geworden, was es sein könnte, bzw. hab ich jetzt irgendwie so ein Aha-Erlebnis, dass es mal wieder viel einfacher ist, als ich gedacht hatte - naja, kurzsichtig eben ;-)

Auf der einen Seite war da eben meine Suche nach dem starken Mann - welche mir übrigens möglicherweise auch mein Gewicht beschert hat, weil ich dadurch, dass ich dachte, bei einem starken Mann muss Frau schwach sein auch vieles in mich reingefressen hatte, was sich im Laufe der Jahre jetzt halt angesammelt hat.

Und die Kurzsichtigkeit war eben das drauf versteifen, dass es für jede Frau einen echten starken Mann geben muss - und so stürzte ich mich auch direkt von der vorigen Verbindung in die jetzige.

Eine andere Form von Kurzsichtigkeit war in den letzten Jahrzehnten auch, dass ich mich nie wirklich auf meine ureigensten Bedürfnisse besonnen hatte - sondern immer nur danach trachtete, mich in beruflicher Hinsicht zu verwirklichen, damit auch meine starken Männer auf mich stolz sein können.

Dadurch hab ich sie aber noch mehr unter Leistungsdruck gesetzt, den sie nicht wirklich gewachsen waren - und im Endeffekt war immer ich die, die dann "das Sagen hatte", obwohl das genau das Gegenteil davon war, was ich eigentlich wollte.

Wie auch immer, jetzt akzeptier ichs einfach, dass es "den starken Mann" für mich nicht gibt - und beginne langsam aber sicher, mich wirklich mal selbst zu leben. Den ausschlag gegeben hat eine langjährige internette Bekannte, welche mich auf ein Buch aufmerksam gemacht hat:

Die Suche der starken Frau nach dem starken Mann

Ich hab das Buch zwar nicht gelesen, aber allein das Resumée entsprach dem, was mir in den letzten Wochen bewusst wurde - dass ich durch meine Suche nach dem starken Mann, diese immer dann zu sehr belastet habe - unbewusst - dass sie im Endeffekt genau das Gegenteil von dem wurden, was ich mir durch sie erhofft hatte.

Also bleib ich mal wieder lieber in meiner Kraft - und lasse Männer das sein, was sie sind - ohne mich weiterhin in was rein zu steigern, was ich möglicherweise auch gar nicht wirklich haben will.

Ich erinnere mich da an eine Episode, wo es mir auch so bewusst wurde, dass mein damaliger Partner ein kleines Mädchen suchte, welches er erziehen kann. Das ging mir relativ rasch sowas von gegen den Strich, dass ich froh war, aus dieser Beziehung wieder draußen zu sein.

Rückblickend betrachtet war das damals schon ein großer Hinweis, dass ich mich da eigentlich in etwas verrenne, was mir jetzt gar nicht wirklich entspricht - da bin ich lieber die Powerfrau, die sich ihren Spaß dann holt, wenn ihr danach ist.

Wobei kurzsichtig möcht ich das jetzt gar nicht unbedingt nennen - es ging jetzt lange Zeit einfach darum, dass ich mich geweigert hatte, mich wirklich so zu sehen, wie ich bin - mich zu akzeptieren - und mich damit ab zu finden, dass es für mich keine partnerschaftliche Schulter gibt, die immer dann da ist um mich an zu lehnen, wenn ich es wirklich brauche.

Aber es war kurzsichtig, zu glauben, dass es unbedingt in einer Partnerschaft sein muss, eine derartige Schulter zu finden. Interessanterweise hab ich auch feststellen dürfen, dass es viele Schultern gibt zum anlehnen - und zwar wirklich genau nur für das - für eine tröstende Umarmung, wenn ich wirklich mal der Verzweiflung nahe war.

Es war immer irgend jemand da, der mir die heftigsten Stunden meiner Verzweiflung überstehen geholfen hat - manchmal sogar einfach eine Bekannte im Internet. Und genau darum gehts möglicherweise auch. Genug Freunde zu haben, um auch die tiefsten Tiefs nicht alleine umschiffen zu müssen.

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